Wie kommt der Pfennig in die Parade? Die Pfennigparade wird 1952 gegründet und widmet sich zunächst der Bekämpfung der seit Kriegsende andauernden Polioepidemie. Unter dem Motto „Jeder Pfennig zählt“ sammeln engagierte Bürger*innen für die betroffenen Kinder. Was als Bürgerbewegung beginnt, entwickelt sich zu einem der größten Sozialunternehmen von und für Menschen mit Behinderung in ganz Deutschland.
1950 bis 1960

- Prof. Dr. med. Georg Hohmann gründet im Jahr 1950 gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten eine Bürgerinitiative zugunsten Poliogelähmter, aus der 1952 der eingetragene Verein „Pfennigparade“ hervorgeht. Poliomyelitis (Kinderlähmung) ist eine akute Virusinfektion, die zu bleibenden Lähmungen führen kann.

- Der amerikanische Bakteriologe Dr. Jonas Edward Salk entwickelt den ersten wirksamen Impfstoff gegen die Spinale Kinderlähmung.

- Der „Pfennigparade-Verein“ finanziert die Polioschluckimpfung und hilft Betroffenen vor Ort. Der Verein Pfennigparade e.V. übernimmt die Impfkosten für Patient*innen, die von bayerischen Gesundheitsämtern als „minderbemittelt“ bezeichnet werden.
1961 bis 1971
- Auf Initiative der Pfennigparade führt Bayern 1962 als erstes Bundesland die sogenannte „aktive Impfung“ gegen Polio ein.
- Auf Grund der Contergan-Katastrophe steigt die Anzahl von Menschen, die von der Pfennigparade unterstützt werden. Mit Hilfe von Spendengeldern baut sie eine Grund- und Mittelschule mit Internat für körperbehinderte Schüler*innen, später kommt die Realschule hinzu.
Im Herbst 1969 ziehen die beatmeten und schwerstbehinderten Kinder in den ersten Bauabschnitt der Pfennigparade. Neben der Schule befinden sich auf dem Gelände der Pfennigparade behindertengerechte Wohnungen und eine spezialisierte medizinische Abteilung. Bereits nach zwei Jahren – ein zweiter Bauabschnitt war gerade eröffnet worden- zählt die Schule über 100 Schüler*innen.


1971 bis 1980

- 1972 eröffnet die Pfennigparade Intensivfördergruppen: In diesen Wohngruppe leben Menschen mit Behinderungen, die üblicherweise nur in Krankenhäusern behandelt werden. Die erste Intensivfördergruppe startet mit Menschen, die maschinell beatmet und ständig begleitet werden müssen. Für sie ist dies im Vergleich zum quasi dauerhaften Krankenhausaufenthalt ein großer Gewinn an Lebensqualität.
- Der Hauptsitz der Pfennigparade im Schwabinger Norden wird im Jahr 1976 um 340 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung erweitert. Zwei Jahre später eröffnet sie eine „Werkstatt für körperbehinderte Menschen“ (WfbM) mit fünf eigenständigen gemeinnützigen Gesellschaften, die in unterschiedlichen Branchen tätig sind.
- Mit Fertigstellung des dritten Bauabschnitts im Jahr 1976 gibt es in der Barlachstraße 178 behindertengerechte Mietwohnungen und 36 Personalwohnungen.
- Zudem werden der erste Pfennigparade Kindergarten sowie die Fachoberschule eingeweiht.
- Aus dem Verein Pfennigparade e.V. wird im Jahr 1979 die Stiftung Pfennigparade.
1980 bis 1990
- In den 1980er Jahren hat das Modell „INTEGRATION ANDERSHERUM“ seinen Ursprung: Durch die Aufnahme der ersten Kinder ohne Behinderung in die weiterführenden Schulen zählt die Pfennigparade deutschlandweit zu den Wegbereitern für dieses integrative Schulmodell und der späteren schulischen Inklusion.
- Die Pfennigparade löst ihr Internat zugunsten von Außenwohngruppen auf. Mit dem Bezug der ersten Außenwohngruppe im Olympiadorf hält die Dezentralisierung (Einstreuen von Wohnungen in den Sozialraum) erfolgreich Einzug.
- Erste Niederlassungen außerhalb von München entstehen: die Tochtergesellschaft PSG Programmier-Service GmbH – Teil der anerkannten Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der Pfennigparade – eröffnet Büros in Stuttgart (1983) und Augsburg (1986).
- Bereits in den 1980er Jahren arbeiten mehr als 40 Mitarbeiter*innen mit Behinderung auf ausgelagerten Arbeitsplätzen in mittelständischen und großen Unternehmen.

1991 bis 2000

- Für Menschen, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung als „nicht werkstattfähig“ gelten, eröffnet die Pfennigparade die Förderstätte PERSPEKTIVE für eine strukturierte Tagesgestaltung mit unterschiedlichen Arbeitsangeboten sowie ein zugehöriges Wohnheim in Unterschleißheim bei München.
- Ein Rehaprogramm für Menschen mit erworbener Hirnschädigung wird 1993 in Grünwald etabliert.
- Begrüßung des 500. Mitarbeiters mit Behinderung im Werkstattverbund.
- 1999 nimmt das Integrationsunternehmen SIGMETA, in dem Mitarbeiter*innen mit und ohne Behinderung in gemischten Teams zusammen arbeiten, seinen Geschäftsbetrieb auf.
2001 bis 2010
- Im Juni 2002 feiert die Pfennigparade ihr 50-jähriges Jubiläum.
- 2004 wird das Konduktive Förderzentrum der Phoenix Schulen und Kitas GmbH und damit die vierte Schule der Pfennigparade für Kinder mit Körperbehinderung in Oberföhring/München eröffnet. In der Phoenix verschreibt man sich ganz der konduktiven Förderung nach Prof. Petö, einer ganzheitlichen Kombination aus Therapie und Bildung.
- 2006 wird die Pfennigparade Mitgesellschafterin des Kinderhaus AtemReich, in dem dauerbeatmete (Klein-) Kinder leben, die eine interdisziplinäre Intensivbetreuung benötigen.


- Der Bayerische Ministerpräsident gratuliert dem 1.000 Mitarbeiter der Dienstleistungsfirmen der Pfennigparade.
- Der Startschuss für den Neubau der Grund-und Mittelschule der Stiftung Pfennigparade in der Barlachstraße fällt.
- 2010 erfolgt die Baugenehmigung für das Mehrgenerationenhaus „Forum am Luitpold“.
2011 bis heute


- 2013 weiht die Pfennigparade den Neubau der Ernst-Barlach-Schulen ein.
- Das „Forum am Luitpold“ am Scheidplatz wird 2016 eröffnet, es bietet Wohnangebote für Menschen mit und ohne Körperbehinderung, ein integratives Kinderhaus (Sternstundenhaus), eine Arzt- und Therapiepraxis sowie viele öffentliche Gemeinschaftseinrichtungen. Als Treffpunkt der Generationen soll das Sozialraumprojekt u.a. „alt und jung“ zusammenführen und Menschen mit Behinderung nach dem Erwerbsleben ein Zuhause bieten.
- Start des INSEL-Projektes: Seit 2016 entsteht am Oberföhringer Wehr die INSEL (Inklusive Natur-, Sport- und Erlebnis-Landschaft) als Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung. Auf dem INSEL-Gelände findet der neu gegründete Waldkindergarten der Phoenix seine grüne Heimat.
- Seit 2018 können Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen in einem Medizinischen Zentrum für Erwachsene Menschen mit Behinderung (MZEB) ergänzend zum Regelsystem medizinisch versorgt werden.



- Die Werkstatt der Pfennigparade gründet kontinuierlich neue Außenstandorte, wie die Münchner Bücherkiste, das Kreativlabor, das Büchercafé Beans & Books und den Upcycling-Laden INCLU Sports. Damit bewegt sich die Pfennigparade stetig weiter in den Sozialraum.
- Mit individuellen Wohn- und Arbeitsangeboten öffnet sich die Pfennigparade seit 2018 auch für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung.
- Der Festakt „50 Jahre Schulen der Pfennigparade“ läutet zusammen mit einer Ausstellung im Oktober 2019 das Jubiläumsjahr der Pfennigparade Schulen ein.
- Im neu errichteten Wohnquartier Prinz-Eugen-Park zieht im September 2020 eine Außenwohngruppe der Pfennigparade Vivo GmbH ein. Sie bietet Platz für 24 junge Erwachsene, darunter sowohl Schüler*innen als auch Berufstätige.
- Im Bildungsbereich wird mit den Kinderhäusern in der Markomannenstraße und in der Baubergerstraße die Reihe der inklusiven Kinderhäuser fortgesetzt. Zuletzt eröffnet die Pfennigparade Phoenix Schulen und Kitas GmbH im Dezember 2020 die inklusive „Kinderkrippe An der Salzbrücke“.




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